das die antwort:
Albisstrasse
Sehr geehrter Herr
Der Kanton Zürich baut Leitschrankenanlagen entlang seiner Strassen ausschliesslich auf der Basis der geltenden VSS-Normen.
Diese Normen wurden durch Verkehrsfachleute geschaffen und erfuhren eine breite Vernehmlassung. Ebenso war die bfu an der Erarbeitung dieser Normen beteiligt. Nötig wurden diese Normen aufgrund der unterschiedlichen, zum Teil diametral laufenden Bedürfnisse der verschiedenen Verkehrsteilnehmer. Denn es ist in der Tat so: Leitschrankenanlagen führen nicht nur zu einem Sicherheitsgewinn, sondern es resultieren auch Sicherheitsrisiken.
Aus diesem Grund sehen die Normen strukturierte Beurteilungen und Entscheidungsabläufe vor, bei denen alle anderen Möglichkeiten eines Sicherheitszuwachses zuerst verneint werden müssen, bis eine Leitschrankenanlage zum Einsatz kommt. Der Kanton Zürich lässt seine Strassen periodisch durch spezialisierte Verkehrsingenieure auf diese Problematik hin überprüfen. Im Zentrum steht dabei eine sachliche Auf- und Abrechnung von Sicherheitsgewinn und Sicherheitsverlust, welche in einem Saldo endet. Kommt die Beurteilung insgesamt zu einem Sicherheitsgewinn, wird die Anlage montiert.
Aufgrund der Prüfresultate werden unsere Leitschrankenanlagen laufend instand gestellt, erneuert oder abgeräumt. Gerade bei der Demontage von Leitschrankenanlagen müssen wir uns oft gegen die weitverbreitete Meinung der Bevölkerung durchsetzen, dass Leitschranken die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer so oder so erhöhen. Auch in diesen Fällen halten wir uns an die Normen, sodass eine konstante und einschätzbare Anwendungspraxis auf unseren Strassen resultiert.
Der Gefährlichkeit von Leitschrankenanlagen für Zweiradfahrer sind wir uns sehr wohl bewusst. Die Zweiradfahrer kommen deshalb bei unseren Entscheidungen nicht zu kurz. Problematisch aber ist die Forderung nach dem Einsatz eines Unterfahrschutzes: Es existiert bis heute kein zertifiziertes und damit zugelassenes System. Dem Kanton Zürich sind damit die Hände gebunden. Hingegen werden die erlaubten Pfosten-Ummantelungen an entsprechend klassierten Anlagen montiert.
Wir bedauern denn auch, dass die Hersteller von Leitschranken kein zugelassenes System anbieten. Deshalb sind wir dazu übergegangen, die Entwicklung eines solchen Systems proaktiv zu fördern. Zu diesem Zweck haben wir entsprechend abzielende Submissionen für Versuchsanlagen lanciert und beteiligen uns auch innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft aktiv, um die Umsetzung dieser Entwicklung zu beschleunigen.
Es bleibt festzuhalten, dass die Strasse über den Albis eine normgerecht ausgerüstete Strassenanlage ist, die – auch mit Motorrädern - gefahrlos befahren werden kann. Auch auf dieser Strecke ist nicht primär die Strasseninfrastruktur, sondern das den Verhältnissen angepasste Verhalten der Verkehrsteilnehmer entscheidend. Die IG Motorrad erhebt in den Medien schwere Vorwürfe an uns. Wir bedauern den angesprochenen Todesfall ausserordentlich, weisen aber die gemachten Vorhaltungen in aller Form zurück. Die in der Medienmitteilung vom 8.Juli gemachten Aussagen der IG Motorrad sind zudem unwahr. Das anlässlich der gemeinsamen Begehung der Albisstrasse am 15. Juli 2005 erstellte Protokoll listet vereinbarte Verbesserungsmassnahmen auf, die allesamt auch umgesetzt worden sind. An der Oertlichkeit an der sich am 28. Juni 2011 ein Verkehrsunfall mit Todesfolge eines Zweiradfahrers ereignet hat, waren keine Beanstandungen zu verzeichnen.
Bereits heute sind wir damit befasst, die bestehenden Leitschrankenanlagen für die Ausrüstung mit Unterfahrschutzsystemen zu priorisieren. Sobald zertifizierte Systeme zur Verfügung stehen, werden wir mit der Ausrüstung der Anlagen beginnen. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass dabei Strassenabschnitte, auf den aufgrund der Streckenführung, des Strassenzustandes oder der Strassengeometrie ein tendenziell höheres Risiko für Zweiradfahrer besteht, vordringlich ausgerüstet werden. Dazu zählen wir die Strasse über den Albis nicht.
Wir verstehen die Interessenvertretung der IG Motorrad grundsätzlich und nehmen die Sicherheitshinweise gerne auf und ernst. Wir möchten aber festhalten, dass es gerade dieses hier auch durchscheinende kompromisslose Rollenverhalten des einzelnen Verkehrsteilnehmers ist, das sehr viel Unfallpotential birgt und die Umsetzung einer Verkehrsinfrastruktur, die allen Beteiligten gerecht wird, oftmals erschwert.
Ich danke Ihnen für Ihr Interesse an der Verkehrssicherheit und wünsche Ihnen allzeit gute Fahrt.
Beste Grüsse
Reto Färber
Strasseninspektor Kanton Zürich
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